Die blaue Linie
Der etwas andere Weg durch Rendsburg
Auf der "blue line" können Besucher auf Entdeckungsreise gehen: Eine mit blauer Farbe aufs Pflaster gemalte Linie führt auf 3,2 Kilometern Länge durch die historische Stadt. Sie erkunden auf eigene Faust den „blauen Weg durch Rendsburg“ und lernen dabei 30 Kultureinrichtungen und Sehenswürdigkeiten kennen:
St. Marienkirche
Die St. Marien-Kirche ist nicht nur die älteste Kirche, sondern auch das älteste Bauwerk der Stadt Rendsburg. 1287 mit dem Bau begonnen, wurde sie drei Jahre später als dreischiffige Backsteinhallenkirche im gotischen Stil fertiggestellt. Das wohl noch aus dem 14. Jahrhundert stammende bronzene Taufbecken ist der älteste Sakralgegenstand neben anderen reichverzierten historischen Elementen, die sich in dem Kirchenschiff entdecken lassen.
Das Alte Rathaus
Das Alte Rathaus, als „Nyge Raedhus“ 1466 erstmals erwähnt, wurde über die Jahrhunderte hinweg mehrmals umgebaut oder erweitert. 1566 kam der Giebelanbau zur Mühlenstraße – inklusive des Stadtwappens an der Fassade – hinzu.
Bis 1931 bot das Alte Rathaus der Stadtverwaltung seinen Sitz und noch bis in die 1950er Jahre war dort die Polizei zu finden.
Heute tagen dort die Ratsversammlung sowie verschiedene Ausschüsse. Die historischen Räumlichkeiten können ebenfalls für standesamtliche Trauungen genutzt werden.
Schiffbrückenplatz
Wie es der Name vermuten lässt, war dort, wo heute der Platz ist, einst ein Hafen an der Eider. Im Zuge des Baus des Nord-Ostsee-Kanals Ende des 19. Jahrhunderts sank jedoch der Wasserspiegel um über zwei Meter, sodass die innerstädtischen Wasserläufe austrockneten. Die Schiffbrücke wurde zugeschüttet und wird seitdem als Platz genutzt.
Schlossplatz
Bis 1718 stand am Schlossplatz die bereits 1199 erwähnte Reinholdsburg – erste Erwähnung Rendsburgs – die wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. An der Stelle dieser Burg steht heute ein Bau von 1758, der einst als Unterkunft für Soldaten diente und heute moderne Wohneinheiten bietet. Der Gerhardsbrunnen von 1881 in der Mitte des Platzes erinnert an Graf Gerhard III., der 1339 der Stadt Rendsburg in einer heute noch erhaltenen Urkunde die eigene Gerichtsbarkeit verlieh und das bereits zuvor erteilte Stadtrecht bestätigte.
Amtmandsgården
Das Haus der Torstraße 4 ist eines der wichtigsten Zeugnisse der deutsch-dänischen Geschichte. Bereits 1742 war an dieser Adresse eine Dienststelle des dänischen Zollwesens. Das alte Fachwerkhaus wurde 1775 durch das heute noch erhaltene Haus ersetzt. 1781 bezog der dänische Amtsmann das Gebäude und das Gebäude erhielt seinen Namen – Amtmandsgården. 1816 wurde der Amtssitz an den Paradeplatz verlegt und das Gebäude in der Torstraße bei einer Auktion an den Holzkaufmann und Reeder Johann Paap versteigert. Über 140 Jahre blieb es im Besitz der Familie Paap und wurde danach noch mehrmals umfunktioniert – Sitz des Arbeitsamtes und Arbeitsgerichts während der NS-Zeit, kulturelles Zentrum der dänischen Minderheit ab den 1960er Jahren. 2012 erwarb der heutige Eigentümer das Gebäude und ließ es denkmalgerecht sanieren. Seit 2020 wird es nach Abschluss der Arbeiten wieder als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.
Kulturzentrum
Das Kulturzentrum beherbergt heute das Historische Stadtmuseum, das Druckmuseum sowie die Stadtbücherei als auch die Volkshochschule im Niederen Arsenal. Das ehemalige Zeughaus wurde zwischen 1696 und 1697 von Dominicus Pelli (1657 – 1728) errichtet. Dort lagerten Kanonen, Kugeln und Flinten. Noch Anfang der 1980er Jahre wurde der Gebäudekomplex als Militärlager genutzt, bevor es zwischen 1985 und 1988 zum Kulturzentrum umgebaut wurde.
Paradeplatz
Als Mittelpunkt der historischen Festung Rendsburg wurde dieser etwa zwei Hektar große Platz angelegt. Rund um den Platz befinden sich die Christkirche, das Arsenal, die ehemalige Kommandantur sowie das ehemalige Provianthaus. Strahlenförmig führen breite Straßen zum Paradeplatz hin, die nach der Sitzordnung an der dänischen Königstafel benannt sind. Angrenzend an diese Straßen findet sich die Elephantenstraße, die nicht nach dem Tier, sondern dem höchsten und ältesten dänischen Ritterorden benannt ist.
Ehemalige Kommandantur
In den 1690er Jahren von Dominicus Pelli errichtet, beherbergte dieses Haus den Kommandanten des in Rendsburg stationierten Regiments. Durch den prominenten Bewohner Herzog Friedrich von Glücksburg erhielt die Kommandantur zusätzlich den Beinamen „Prinzenpalais“. Ab 1761 residierte im Obergeschoss des Gebäudes der dänische König bei seinen Aufenthalten in Rendsburg. In den Jahren 1807/08 bewohnte König Christian VII. dauerhaft die Kommandantur, wo er am 13. März 1808 starb. Heute befindet sich das Gebäude in Privatbesitz.
Christkirche
Nach der Grundsteinlegung 1695 wurde die Kirche im Juli 1700 als Garnison- und Pfarrkirche eingeweiht. Der aus zwei gleichlangen, kreuzförmig angeordneten Hallen bestehende Backsteinbau mit Spitzbogenfenstern bot damals bis zu 2.000 Soldaten und Bürger:innen Platz.
Der Altar zeigt in aufwendigen Holzschnitzereien das Heilige Abendmahl, die Kreuzigung Jesu sowie die Himmelfahrt Christi und auch die Kanzel ist mit Holzschnitzereien verziert, dort sind die zwölf Apostel zu sehen. Dem gegenüber befinden sich die Herrschaftslogen. Die Nutzung der Königsloge war und ist der dänischen Königsfamilie vorbehalten.
Schifffahrtsarchiv
Das Rendsburger Schifffahrtsarchiv zeigt auf 550 m² die Geschichte und Gegenwart der Rendsburger Schifffahrt sowie der Reeder und Werften. Die Ausstellung ist eine private Stiftung des Rendsburger Reeders Dr. Jens-Peter Schlüter, der das Gebäude in der Königstraße 5 im Jahr 2005 erwarb und umfassend sanieren ließ.
Jüdisches Museum
Das Jüdische Museum Rendsburg gehört zu den ersten Jüdischen Museen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik gegründet wurden. An dem Ort des heutigen Museums wurde in den 1830er Jahren eine Talmud-Tora-Schule errichtet, direkt daneben 1844/45 eine Synagoge. Nachdem die Synagoge, die seit der NS-Zeit als Fischräucherei genutzt wurde, Ende der 1970er Jahre wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerät, wird dort 1985 ein Kulturzentrum eingerichtet und 1988 das Jüdische Museum gegründet. Seit 2002 ist das Museum Teil der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf.
Provianthaus
Das ehemalige Provianthaus der Festung Rendsburg wurde zwischen 1704 und 1708 nach Plänen von Dominicus Pelli erbaut. Es diente lange als Munitionskammer. 1979 wurde es von der Stadt Rendsburg erworben und 1984 sowie 1990 an Investoren weiterverkauft. Heute befinden sich in dem Gebäude Arztpraxen.
Lornsendenkmal
Dieses 1878 errichtete Denkmal am Rande des Paradeplatzes erinnert an den Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornsen (1793 – 1838). Durch seine am 1. November 1830 veröffentlichte Schrift „Ueber das Verfassungswerk in Schleswigholstein“, mit der er eine Veränderung der politischen Struktur anstrebte, wurde er als Freiheitskämpfer für ein vereintes und von Dänemark unabhängiges Schleswig-Holstein gesehen.
Hans-Heinemann-Park
Zwischen den 1950er und 1960er Jahren wurde dieser als Stadtpark angelegt und in den Jahren von 1987 bis 2000 auf Initiative des Rendsburger Kunstvereins mit einer Vielzahl von Skulpturen namhafter Künstler:innen ausgestattet. Benannt wurde der Park nach dem Rendsburger Maler, Kunstmäzen und Gründer des Kulturvereins Hans Heinemann (1915 – 2002).
Pellihof
Dominicus Pelli (1657 –1728) war ein aus der Schweiz stammender Architekt und Bauunternehmer, der für die Randbebauung des Paradeplatzes verantwortlich war. Für eigene Zwecke ließ er das Gebäude des heutigen Pelli-Hofes errichten, das er 1722 im noch im Bau befindlichen Zustand bezog. Heute befindet sich dort ein Hotel.
Stadttheater
Das Stadttheater in Rendsburg gehört zu den Schleswig-Holsteinischen Landestheatern und zeigt neben Schauspiel auch Musiktheater, Ballett, Konzerte sowie Theater speziell für die jüngere Generation und Puppentheater.
Das Erscheinungsbild des Theater ist Markant für das Stadtbild Rendsburgs. Im November 1900 fand die Grundsteinlegung und ein Jahr später im November 1901 die Einweihung statt. Zur damaligen Zeit erschien das Bauwerk in einem historisierenden Renaissancestil ergänzt durch Elemente der Gründerzeit. Über die Jahre wurde viel Zierrat entfernt, sodass das Stadttheater sein heutiges klaren Aussehen erhielt.